Ein paar Fakten zu Kunstschnee bzw. technischem Schnee
Als leidenschaftlicher Skifahrer kommt man zunehmend ins Grübeln, was die Nachhaltigkeit und den erforderlichen Energieaufwand zum Betrieb eines Skigebiets in den Alpen anbelangt. Ich habe mir ein paar Fragen vorgeknöpft, die mich schon immer interessiert haben.
Wie viel Schnee geht beim Beschneien verloren?
Leider recht viel. Die Verluste betragen zwischen 15 und 40% (Quelle: SLF). Sie entstehen durch Verwehung (der Schnee wird sprichwörtlich vom Winde verweht), Verdunstung und Sublimation. Unter sublimieren versteht man den direkten Übergang vom festen in den gasförmigen Zustand, d.h. der Wechsel in den flüssigen Zustand wird dabei «übersprungen».
Pro 100 Liter Wasser landen also 85 bis 60 Liter in Form von technischem Schnee auf der Piste.
Ist Kunstschnee wirklich nur Wasser und Luft?
Nein, nicht überall. Um die Schneeerzeugung zu verbessern können dem Wasser sogenannte Snow Inducer beigemsicht werden. Der bekannteste Snow Incuder ist Snowmax. Er macht sich die abgetöteten Pseudomonas-syringae-Bakterien zunutze. Diese Stoffe dienen als zusätzliche Nukleide, das sind die Schneekerne, die sich mit den zerstäubten Wassertröpfchen in der Luft verbinden und schließlich zu Schneekristallen werden. Durch diese zusätzlichen Nukleide kann der Kristallisationsprozess verbessert werden. Bei gleicher Wassermenge kann mehr Schnee und bei höheren Temperaturen erzeugt werden.
Snowmax kommt aus den USA und wird dort in vielen Skigebieten eingesetzt. Auch in Europa wird Snowmax eingesetzt. In Tirol gab es zuletzt große Aufregung um einen Pilotversuch der Bergbahnen Rosshütte in Seefeld. Das Projekt wurde nach öffentlichem und politischem Druck gestoppt und die Schneeerzeugung mit Zusatzstoffen soll nun in Tirol per Gesetzt verboten werden.
Wie viel Strom frisst die Schneeerzeugung?
4000 Kilowattstunden Strom konsumiert ein Vierpersonenhaushalt im Schnitt pro Jahr. Für eine Hektare Kunstschneepiste braucht es zirka 20 000. Man muss dieser Zahlen jedoch auch in Relation setzen: Ein Hallenbad in den Alpen benötigt gleich viel Strom wie die Beschneiung eines mittleren Skigebiets (NZZ am Sonntag, Artikel «Das irrwitzige Geschäft mit Schnee» vom 10.11.2018).
Wie viel Wasser wird pro Saison benötigt?
Gemäss NZZ am Sonntag (Artikel «Das irrwitzige Geschäft mit Schnee» vom 10.11.2018) werden pro Saison 280 Milliarden Liter Wasser (das entspricht einem Kanal von 7000 km Länge, 100 m Breite und 40 cm Wassertiefe) für die künstliche Beschneidung von circa 700 Quadratkilometern Pisten (das entspricht einem 7000 km langen und 100 m breiten Streifen) im Alpenraum benötigt.
Was Ist Snowfarming und ist es eine Alternative zuR Kunstschneeerzeugung?
Die Idee des Snowfarming klingt zunächst sinnvoll. Es wird versucht, den am Saisonende übrig gebliebenen Schnee zu sammeln, mit einer Isolierschicht zu schützen und so in die nächste Saison zu retten. Leider wird der «gerettete» Schnee oft dazu verwendet, noch etwas früher oder zu einem vorangekündigten Tag in die Saison zu starten. Dies führt dann jedoch nicht zu einer Reduktion der insgesamt benötigten Kunstschneemenge sondern zu einem immer noch früher angelegten Start in die Saison. Seit einigen Jahren sorgt Kitzbühel dabei für Schlagzeilen und hitzige Gemüter. Dieses Jahr erfolgte der Saisonstart am 13. Oktober bei Temperaturen von circa 20 C mit einer einzigen Piste am Pass Thurn/Resterhöhe.
Bedenklich ist auch, dass es sich beim «geretteten» Schnee oft nicht etwa um natürlich Schnee handelt, sondern um gegen Ende des Winters technisch erzeugten Schnee. Die Frage, ist Snowfarming eine Alternative zur Kunstschneeerzeugung kann also verneint werden. Snowfarming-Schnee ist technischer Schnee. Natürlicher Schnee ist dafür weniger gut geeignet, da er nicht so kompakt und widerstandsfähig gegen hohe Temperaturen ist. Vielleicht müsste er aber auch «nur ein bisschen komprimiert» werden. Mag zu banal gedacht sein, gleichzeitig bin ich davon überzeugt, dass bei Weitem noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind und wir in Zukunft noch interessante Ansätze, Technologien und Geschäftsmodelle rund um den Schnee sehen werden.
Hier könnt ihr die Definition von technischem Schnee beim WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) sowie die vollständigen Ergenisse einer Snowfarming-Studie nachlesen: https://www.slf.ch/de/schnee/schneesport/schnee-und-ressourcenmanagement/snowfarming.html
Wie viel kostet ein Kubikmeter Schnee?
Das hängt von diversen Faktoren wie der Art der Wasserzufuhr, der Stromkosten, der verwendeten Schneeerzeuger, Stromkosten, etc. ab. Als Richtwert kann von 3.5 bis 5 Euro/m³ Schnee ausgegangen werden (Quelle: https://www.technoalpin.com/faq.html)