Ski-Freeride Ausrüstung für Spass und Sicherheit im Powder

Werden den Artikel demnächst für die Saison 2020/21 aktualisieren!

Wer schon mal in tief verschneites Gelände seine Spuren in den Powder gezogen hat, der kennt dieses unbeschreiblich faszinierende Gefühl, diese pure Freude, diese Mixtur aus Schwebezustand, Geschwindigkeit und Natureindrücken, das wir immer und immer wieder erleben wollen. In diesem Beitrag beschreiben wir, was du als Basisausrüstung zum Ski-Freeriden benötigst und welche zusätzlichen Ausrüstungsgegenstände wir dir empfehlen.

Übersicht

  1. Sicherheitsausrüstung (LVS, Lawinenschaufel, Lawinensonde)

  2. Freeride-Ski

  3. Freeride-Skibindung

  4. Freeride-Skischuhe

  5. Steigfelle

  6. Freeride-Stöcke

  7. Freeride-Bekleidung

  8. Nützliche Zusatzausrüstung

Freeriden am Arlberg (Foto ©Tom Pellny)

Freeriden am Arlberg (Foto ©Tom Pellny)


1. Sicherheitsausrüstung

«Safety First»! Da man sich beim Freeriden abseits der von Lawinen gesicherten Pisten befindet, ist die Gefahr von Lawinen das wichtigste Thema, mit dem du dich befassen solltest. Wenn du selber noch nicht über das notwendige Wissen und die Erfahrung verfügst, solltest du dich nur unter Führung eines professionellen Guides ins Gelände begeben. Zur notwendigen Sicherheitsausrüstung gehören immer:

  • LVS-Gerät (Lawinenverschüttetensuchgerät)

  • Lawinenschaufel

  • Lawinensonde

  • Erste-Hilfe-Set

  • Helm

  • Handy

Das LVS-Gerät trägst du am Körper, die Schaufel, Sonde und das Erste-Hilfe-Set kommen in den Rucksack. Die Verwendung dieser Geräte solltest du regelmäßig üben, am besten im Rahmen eines Lawinenkurses.

Neben der Basis-Sicherheitsausrüstung ist die Verwendung eines Lawinenrucksacks empfehlenswert. Bitte beachtet, dass ein Lawinenrucksack niemals die Basis-Sicherheitsausrüstung ersetzen kann. Falls ihr jedoch einmal in einen Lawinenabgang geraten solltet, erhöht das Airbag-System, sofern natürlich rechtzeitig ausgelöst, die Wahrscheinlichkeit, dass ihr durch den zusätzlichen Auftrieb des Airbags an der Oberfläche bleibt oder mit einer geringeren Verschüttungstiefe rechnen könnt.

«InsideAlps» Empfehlung: Mammut Lawinenset mit LVS-Gerät Barryvox, Scott E1 Patrol AP 30 Lawinenrucksack

Begründung: Anstatt von einer Gaskartusche bei herkömmlichen Lawinenairbag-Systemen, wird der Airbag/Ballon beim Scott Patrol E1 von einer akkubetriebenen Hochleistungsturbine aufgeblasen. Damit kann der Ballon, sei es zu Testzwecken oder im Ernstfall, mehrmals verwendet werden. Und wer mit dem Flugzeug unterwegs ist, muss sich nicht mehr um die Sonderbestimmungen der unter Hochdruck stehenden Gaskartuschen kümmern. Auch Black Diamond bietet mit dem Jet Force ein ähnliches System an, kann jedoch in puncto Gewicht nicht mit Scott mithalten.

Update Saison 2020/21: Nach einer Saison Erfahrung, kann ich den Scott E1 Patrol mit bestem Gewissen weiterempfehlen. Als kleines Manko kann einzig genannt werden, dass man beim Tragen des Rucksacks nicht sehen kann, ob die «Turbine» aktiviert ist, sprich einsatzbereit ist.

 
Scott E1 Patrol AP30 mit LVS-Ausrüstung, Felle und Pickel (Foto ©Tom Pellny)

Scott E1 Patrol AP30 mit LVS-Ausrüstung, Felle und Pickel (Foto ©Tom Pellny)


2. Freeride-Ski

Update Saison 2020/21: Letztes Jahr waren wir mit dem Head KORE 105 unterwegs. Erfahrungen demnächst hier.

Freeride-Ski unterscheiden sich durch folgende Eigenschaften von herkömmlichen Allround-Pistenski:

  • Breitere Bauweise - an der Schaufel zwischen 100 und 120 mm. Das sorgt im tiefen Schnee für mehr Auftrieb und verbessert dadurch die Manövrierfähigkeit und reduziert den erforderlichen Krafteinsatz erheblich.

  • Leichtere Bauweise. Freeriden ist Ski fahren im freien Gelände unter Zuhilfenahme von Aufstiegshilfen, sprich Skiliften. Viele tolle Gebiete und Freeride-Lines erfordern jedoch, dass man auch mal einige hundert Höhenmeter aufsteigt. Und da spielt das Gewicht natürlich eine Rolle, wenngleich nicht eine so große Rolle wie beim Skitourengehen. Beim Freeriden steht immer noch die Abfahrtsperformance im Vordergrund.

  • Meist ausgeprägtere Rocker-Bauweise. Einfach ausgedrückt ist ein «Rocker» ein an den Enden nach oben aufgebogener Ski - siehe Bild rechts. Das bietet zwei entscheidende Vorteile. Zum einen «schwimmt der Ski auf», d.h. die Skispitzen bleiben auch im tiefen Powder an der Oberfläche, der Ski lässt sich leichter manövrieren und ist wendig. Zum anderen ist man beim Freeriden auch schon mal auf den Pisten unterwegs und da bietet der Rocker den Vorteil, dass durch die aufgebogenen Enden die effektive genutzte Kantenlänge verkürzt wird - siehe rote Markierungen im Bild. Ist der Ski zudem tailliert, verleiht ihm das auf der Piste ähnliche Eigenschaften wie einem Allround-Pistenski.

Tendenziell werden Freeride-Ski 10 bis 20 cm länger als Allround-Pistenskier gefahren, d.h. körperlang oder 5 bis 10 cm länger. Damit sich der Ski spielerisch im Gelände bewegen lässt und auch auf der Piste Spaß macht, sollte ihr auf einen Radius zwischen 15 bis 18 Meter achten. Modelle mit einem Radius jenseits der 20 Meter sind behäbig und kosten euch im Powder mehr Kraft.

«InsideAlps» Empfehlung: DPS Alchemist Wailer 112 RP2

Begründung: Ausgezeichnete Allround-Eigenschaften, geringes Gewicht, hohe Laufruhe und gute Dämpfung

Freeride-Ski mit ausgeprägtem Rocker (Foto ©Tom Pellny)

Freeride-Ski mit ausgeprägtem Rocker (Foto ©Tom Pellny)


3. Freeride-Bindung

Update Saison 2020/21: Letztes Jahr waren wir mit der Salomon S/Lab Shift MNC 13 unterwegs. Erfahrungen demnächst hier.

Bei den Freeride-Bindungen gibt es zwei verschiedene Systeme:

  • Bindungen mit Rahmenkonzept

  • Bindungen mit Pin-Konzept

Rahmenkonzept

Beim Rahmenkonzept wird der Skischuh wie bei einer herkömmlichen Skibindung zwischen Vorder- und Hinterbacken eingeklemmt.

Das bringt folgende Vorteile mit sich:

  1. Sie können mit jedem herkömmlichen Ski- oder Tourenskischuh verwendet werden.

  2. Sie bieten einstellbare Sicherheitsauslösung.

  3. Rahmenkonzept-Bindung sind tendenziell günstiger.

  4. Bessere Kombinationsmöglichkeiten mit etwaig vorhandener Pistenski-Ausrüstung.

  5. Tendenziell bessere Kraftübertragung.

Sie haben aber auch einen entscheidenden Nachteil:

  1. das höhere Gewicht!

Und dieser Gewichtsnachteil macht sich beim Bergaufgehen massiv bemerkbar, da man bei jedem Schritt den Vorderbacken samt Rahmen anhebt. Auf einer Tour mit 500+ Höhenmetern macht sich das am Abend auf jeden Fall bemerkbar. Wer pro Saison aber nur wenige Höhenmeter bergauf geht, der ist mit einer Rahmenbindung immer noch bestens bedient.

Pin-Konzept

Das Pin-Konzept ist ein integriertes Schuh-Bindungskonzept. Anstatt eines fixen Vorderbackens, kommen hier sogenannte Pins zum Einsatz. Das sind spitzige Bolzen, die mit einem Federmechanismus in dafür vorgesehene Versenkungen des Skischuhs gedrückt werden - siehe Bild unten. Beim Bergaufgehen übernehmen die Pins die Funktion eines Scharniers. Der Vorteil:

  1. Kein Rahmen und dadurch massive Gewichtseinsparung.

  2. Besser Kombinationsmöglichkeiten mit etwaig vorhandener Tourenski-Ausrüstung.

Die Nachteile:

  1. Nur die wenigsten Pin-Bindungen bieten eine einstellbare Sicherheitsauslösung; es gibt jedoch Ausnahmen wie die Fritschi Tecton.

  2. Kann nicht mit einem herkömmlichen Skischuh verwendet werden, sondern benötigt einen Skischuh mit sogenannten Inserts für die Aufnahme der Pins.

  3. Tendenziell höherer Anschaffungspreis.

Pin-Konzept Fritschi Tecton 12 (Foto ©Tom Pellny)

Pin-Konzept Fritschi Tecton 12 (Foto ©Tom Pellny)

 

Ob ihr euch nun eine Rahmen- oder Pin-Bindung anschaffen sollt, ist stark davon abhängig, ob ihr ein Skifahrer vom Typ «Freerider/Skitourengeher» oder vom Typ «Pistenfahrer/Freerider» seid. Für «Freerider/Skitourengeher» ist eine Pin-Bindung meist ratsamer, da praktisch alle Skitourenbindungen ein Pin-Konzept verwenden und somit ein und derselbe Skischuh verwendet werden kann. Dasselbe Argument gilt auch für die «Pistenfahrer/Freerider» - ein Skischuh für zwei Ski-Typen. Wer nur Freeriden will, dem empfehlen wir eine moderne Pin-Bindung mit Sicherheitsauslösung. Um den Aufstieg auch bei harschigem oder vereistem Schnee zu ermöglichen, solltet ihr euch zum Ski und zur Skibindung passende Harscheisen zulegen. Das sind Metallhaken, die in die Bindung eingesetzt werden und ein Zurückrutschen oder Abrutschen verhindern.

«InsideAlps» Empfehlung: Fritschi Tecton 12

Begründung: Geringes Gewicht, einstellbare Sicherheitsauslösung wie bei einer Alpinbindung und gute Kraftübertragung.


4. Freeride-Skischuhe

Siehe dazu auch Abschnitt Freeride-Bindung. Der Skischuh und die Bindung sind ein System und müssen gemeinsam betrachtet werden. Wenn ihr eine Pin-Bindung verwenden wollt, braucht ihr natürlich einen Skischuh mit Pin-Inserts. Und zwar nicht irgendwelchen Inserts, sondern die von eurem Bindungshersteller empfohlenen bzw. zertifizierten. Wenn ihr schon einen Freeride-Skischuh gekauft habt, ohne euch mit dem Thema Freeride-Bindung auseinandergesetzt zu haben, so seid ihr in euren Auswahlmöglichkeiten womöglich schon eingeschränkt. Das solltet ihr deshalb beachten:

  • Freeride-Skischuh immer als Gesamtsystem mit der Bindung betrachten.

  • Je nach Typ auf den Härtegrad der Schale achten. Je sportlicher die Fahrweise, desto härter sollte die Schale sein. Die sportlichen Modelle haben eine 130er Schale.

  • Der Innenschuh sollte herausnehmbar sein.

  • Die Sohle sollte gut profiliert sein.

«InsideAlps» Empfehlung: Je nach Fußform sehr individuell. Wer eher schmale Füsse hat, dem könnte der Lange XT 130 Freetour oder der weichere Lange XT 110 Freetour gut passen. Für breitere Füsse eher der Nordica Strider 130 Pro.

Freeride-Skischuh Inserts (Foto ©Tom Pellny)

Freeride-Skischuh Inserts (Foto ©Tom Pellny)

 

5. Steigfelle

Zu guter Letzt braucht ihr noch Steigfelle, einfach auch Felle genannt - denn ohne Felle ist im tiefen Schnee kein Aufstieg möglich, und ohne Aufstieg bleiben euch viele der schönsten und längsten Freeride Abfahrten verwehrt. Es gibt eine Vielzahl an Variationen auf dem Markt. Ganz grob können zwei Gruppen unterschieden werden: Synthetik-Felle und natürliche Mohair-Felle (Naturfaser aus Haaren der Angoraziege). Mohair-Felle sind dauerhaft wasserabweisend, bieten hervorragende Gleitfähigkeiten, werden auch bei niedrigen Temperaturen nicht starr, sind aber teurer und nicht so langlebig wie Synthetik-Felle. Viele Hersteller kombinieren beide Materialien, zum Beispiel 70 % Mohair-Anteil und 30 % Synthetik-Anteil, und erreichen damit einen ausgezeichneten Kompromiss.

Damit die Felle beim Aufstieg fest am Belag haften, sind zwei Dinge ausschlaggebend. Eine gute Haftung zwischen der Fellunterseite und dem Skibelag und ein gut gespanntes Fell. Für die Haftung am Ski-Belag kommen spezielle Haftkleber zum Einsatz, der beim Abziehen der Felle keinerlei Rückstände auf dem Ski-Belag hinterlässt, zumindest sollte er das nicht. Noch besser gefallen uns deshalb Felle, die gänzlich auf Kleber verzichten. Dazu zählen zum Beispiel die Vacuum-Base Felle von Kohla, die rein auf Basis molekularer Adhäsion am Ski-Belag haften. Ob mit oder ohne Kleber, achtet darauf, dass die Felle ohne Trennfolie oder Trennnetz zusammengelegt werden können. Das erleichtert die Handhabung vor allem bei windigen Bedingungen. Für die bestmögliche Passform solltet ihr die Felle exakt auf euren Ski zuschneiden. Wenn ihr das nicht selber machen wollt, dann lasst dies gleich in dem Shop erledigen wo ihr die Felle gekauft habt.

«InsideAlps» Empfehlung: Kohla Vacuum Base 2.0

Begründung: Hervorragende Gleiteigenschaften, unkomplizierte Anwendung, verwendet keinen Kleber oder Silikon


6. Freeride-Skistöcke

Freeriden könnt ihr freilich mit jedem Skistock. Viele Freerider verwenden die vom Skitourengehen bekannten zwei- oder dreiteiligen Teleskop-Skistöcke. Wir haben damit keine guten Erfahrungen gemacht: Zu anfällig, Längeneinstellungen nicht fest genug fixierbar.

Wir empfehlen stattdessen einteilige Skistöcke mit Schaumgriff im oberen Bereich. Diese bieten ausreichende Griffpositionen beim Bergaufgehen oder Abfahren in sehr steilem Gelände. Ich persönlich verwende für das Freeriden 5 cm längere Skistöcke. Das bietet bessere Abstützungsmöglichkeiten in schwierigem Gelände und verbessert die Hebelwirkung, wenn für ein Verbindungsstück mal ein gutes Stück im Skating-Stil zurücklegen müsst.

«InsideAlps» Empfehlung: Diverse Modelle wie Scott Riot 18, Leki Yellow Bird, Kohla Alps

Begründung: Geringes Gewicht, Stabilität, ausreichende Griffpositionen


7. Freeride-Bekleidung

Auf die Bekleidung möchten wir nicht weiter eingehen. Mit funktionaler Ski- oder Outdoor-Bekleidung nach dem Zwiebelprinzip bestehend aus Base-Layer, Mid-Layer und Shell-Layer seid ihr bestens für das Freeriden gerüstet.

Fragen, Wünsche oder Anregungen? Freue mich über euer Feedback!


8. Nützliche Zusatzausrüstung

Hier noch einige zusätzliche Ausrüstungsgegenstände die je nach Schwierigkeitsgrad eurer Freeride-Tour nützliche sein können.

Eispickel

Ein oder zwei Pickel für den Aufstieg in ein Couloir oder für schwieriges, steiles Gelände.

«InsideAlps» Empfehlung: Petzl SUMMIT EVO

Begründung: extrem leicht; vielseitig einsetzbar (z.B. auch für Hochtouren geeignet). Beim ultraleichten Petzl RIDE, der explizit für Freeriden und Skitouren gedacht ist, finden wir die Schaftlänge von 45 cm zu kurz. Den Petzl SUMMIT EVO hingegen gibt es in den drei Schaftlängen 52 cm, 59 cm und 66 cm.

Steigeisen

Steigeisen für steiles Gelände und/oder vereisten Schnee.

«InsideAlps» Empfehlung: Petzl Leopard

Begründung: extrem leicht; super Verarbeitung; werden mit einem reißfesten Transportbeutel geliefert

Alpin-Ausrüstung

Für anspruchsvolle Freeride-Touren:

  • Klettergurt, Seil, Karabiner, Abseilgerät, Schlingen, Eisschrauben falls ein Abseilen erforderlich ist.

  • Hochtourenausrüstung für Freeride-Touren auf Gletschern.